Bienenwachs, der alles Könner

Bienenwachs, was ist das überhaupt? Welche Vorteile bietet Bienenwachs wirklich und warum ist das Wachs interessant – und eben nicht nur der Honig? Bei den klassischen Fragen, die mir als Imker gerne gestellt werden, gehört die Frage nach dem Bienenwachs einfach mit dazu. Zu recht lässt sich daher behaupten, dass es sich um einen richtigen Alleskönner handelt. 

Wenn man im Lexikon nachsieht, steht dort aber erst einmal, dass es sich hierbei um einen Ausscheidungsstoff der Honigbienen handelt, der als Baustoff verwendet wird. Hier steckt aber noch so viel mehr hinter, dass ich diesmal näher auf die Produktion, die Verwendung und die Bedeutung von dem Bienenwachs eingehen möchte. 

Beginnen wir erst einmal mit der Produktion der wertvollen Substanz, die den Bienen das überleben sichern kann und die von immenser Bedeutung für die kleinen Tierchen ist. Alle Bienen besitzen Wachsdrüsen zur Produktion von dem Bienenwachs. Hierbei ist zu beachten, dass diese Drüsen bei jungen Arbeiterbienen stärker entwickelt sind, als es bei älteren der Fall ist. Damit die Bienen das wertvolle Wachs produzieren können, müssen sie für den erhöhten Energieaufwand erst einmal ihren Fettstoffwechsel erhöhen. Für diese Arbeit werden erst Fructose und Glucose abgebaut, dann können für die Produktion langkettige Fettsäuren aufgebaut werden. Alle Honigbienen verfügen über insgesamt 8 Wachsdrüsen, die jeweils in Paaren angeordnet sind. 

Die Produktion von dem Bienenwachs ist recht komplex und läuft in mehreren Schritten ab: 

  1. Zuerst produzieren die Bienen das Baumaterial für weiße Wachsplättchen. Dafür scheiden Bienen aus ihren Wachsdrüsen Alkohole genau wie Fettsäuren aus und lagern das Ergebnis in ihren Zwischenringtaschen ein. Dort ist in diesem Moment erst ein flüssiges Sekret vorhanden. 
  2. In den Zwischenringtaschen werden im nächsten Schritt die feinen Wachsplättchen gebildet.  Dieser sind mit bloßen Augen übrigens fast unsichtbar und besitzen ein extrem geringes Gewicht. 
  3. Im nächsten Schritt werden die ganz feinen Plättchen von den Bienen in Richtung des Mundwerkzeugs geschoben. Pollen, Propolis und Sekrete ihrer Drüsen werden jetzt mit in die vorher weißen Wachsplättchen geknetet. 
  4. Durch diese Kombination der Wachsplättchen mit Pollen, Propolis und dem Sekret der Drüsen entsteht das bekannte Bienenwachs, welches somit genau wie Honig ein wichtiges Produkt der Bienen darstellt. 

Bienen benötigen das Bienenwachs, um ihre Waben zu bauen, ihren Nachwuchs zu schützen und um am Ende auch ihr Überleben zu sichern. Aus dem Wachs werden also die Bienenwaben gebaut, sodass die Bienen ihr Baumaterial definitiv benötigen. Es handelt sich also um ein Baumaterial, welches elastisch und vielseitig formbar ist. Der Aufwand zur Produktion ist enorm und sollte nicht unterschätzt werden, da die Bienen das Wachs nur in kleinen Mengen produzieren können. Als Nährstoff brauchen Bienen ihren Honig oder wohl eher die enthaltenen Nährstoffe, um ausreichend Energie übrig zu haben. Ein Kilo Bienenwachs erfordert 10 Kilo Honig als Nahrung und die Arbeit von rund 150.000 Bienen! Dadurch gewinnt der Baustoff doch direkt neu an Bedeutung....

Die Inhaltsstoffe sind ebenfalls nicht uninteressant und einen weiteren Blick auf die Details wert. Insgesamt sind fast 300 Inhaltsstoffe enthalten, sodass an dieser Stelle nur die wichtigsten genannt werden sollen. Dabei handelt es sich um Fettsäuren, um Alkohole, um Kohlenwasserstoffe und um Fettsäurester. Das Wachs schmilzt bei Temperaturen zwischen 62 und 65 Grad und kann im Wasser aufgrund der enthaltenen Fettsäuren nicht gelöst werden. 

Nach diesem Blick auf die Verwendung von dem Wachs für die Bienen sowie die Inhaltsstoffe, wollen wir hier noch einmal einen Blick auf die Möglichkeiten für den Menschen werfen. Zum einen kann Bienenwachs ebenfalls als ein angenehm duftendes, formbares Material für verschiedene Produkte verwendet werden. Besonders verbreitet sind neben Bienenwachskerzen mittlerweile auch Bienenwachstücher zum Einpacken von Lebensmitteln. Diese Wachstücher können selbstverständlich gereinigt und mehrfach verwendet werden – eine interessante Alternative zu allen Brotbeuteln, die nur einmal zum Einsatz kommen. Die Anfänge der Verwendung gehen aber noch viel weiter zurück, da Bienenwachs ein Bindemittel zur Herstellung von Papyrus war – im Jahre 3.000 v. Chr.! Die alten Griechen haben hingegen ihre Holztafeln mit dem Wachs bestrichen und erhielten so praktische, mehrfach verwendbare Schreibtafeln. Heute schützt Bienenwachs Leder, schützt Holz vor dem Austrocknen und ist ein beliebtes Mittel zur Politur. 

Darüber hinaus gibt es aber noch die Möglichkeit, Bienenwachs als Zutat zur Hautpflege oder beim Kochen zu verwenden. Bienenwachs besitzt ausgezeichnete Eigenschaften in Bezug auf die Hautpflege und ist daher in der Kosmetikindustrie sehr beliebt. Denn das Wachs ist gut verträglich, wirkt antibakteriell, schenkt Feuchtigkeit und schützt die Haut. Der ganz leichte Schutzfilm, den Bienenwachs auf der Haut bildet, hilft sogar bei Reizungen der Haut und verbessert sehr trockene Hautstellen. Nicht zuletzt ist in Bienenwachs Vitamin A enthalten – und genau das sorgt für straffe, glatte Haut und hilft sogar gegen Falten. Kein Wunder daher, dass Bienenwachs in Cremes, Salben, in Lippenstiften und in vielen weiteren Produkten der Kosmetikindustrie zum Einsatz kommt. Durch eine Massage mit Bienenwachs können sich bei regelmäßiger Anwendung sogar Dehnungsstreifen und gereizte Hautstellen deutlich verbessern. 

In der Lebensmittel findet Bienenwachs als Trennmittel sowie als Mittel zum Überziehen eine Anwendung. Ein gutes Beispiel hierfür wären Gummibärchen. Außerdem hilft Bienenwachs dabei, Lebensmittel zu konservieren und länger haltbar zu machen. Dieses antibakterielle Stoffwechselprodukt der Bienen ist also nicht umsonst so beliebt und gerade die Anwendung in der Kosmetikindustrie ist sicherlich sehr interessant. Das liegt nicht zuletzt an der guten Verträglichkeit des Wachses und an den vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. 

Über die Ernte von dem Bienenwachs und über das genaue Vorgehen möchte ich in einem späteren Artikel informieren. Grundsätzlich steht aber jetzt schon einmal fest, dass Bienenwachs viel mehr als nur ein reines Baumaterial für Bienenwaben oder für Bienenwachskerzen ist, nicht wahr?

Bienewachs Bienen Wachs Imkerei

Wachsrohlinge, alte ausgeschmolzene Bienenwaben

Bienewachs vom Reiter, Bienen

Wachsrohlinge werden gereinigt, geschmolzen und zu frischen Mittelwänden gepresst.

Bienenwachs rähmchen Holzrähmchen Imkerei

Eingelötet in Holzrähmchen werden sie wieder zurück in die Bienenvölker gehängt.